Um Haut oder egal welchen Stoff zu reinigen muss zuerst die Oberfläche benetzt sein, der Schmutz und das Fett gelöst und auch mit abtransportiert werden. Seife hilft Wasser dabei. Auch wenn pures Wasser eine gewisse Reinigungskraft hat (vergleiche einmal weiches Wasser mit hartem Wasser*), so benötigt es einen Vermittler der ihm hilft diesen Job auch gründlich zu erledigen. Wassermoleküle sind sehr eng miteinander verbunden und wehren sich kräftig dagegen auseinander gebrochen zu werden. Durch seine hohe Oberflächenspannung bildet es kleine Tröpfchen auf der Oberfläche und benetzt diese nur widerstrebend.
Jetzt kommt die Seife ins Spiel die unter anderem als „oberflächenaktiver Stoff“ agiert. Seifenmoleküle bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Zusammen bilden diese einen wasserliebenden Kopf und einen schmutz- und ölliebenden Schwanz der jedoch vom Wasser abgestoßen wird. Wenn die Seifenmoleküle mit Wasser in Verbindung kommen drängen sich die wasserabstoßenden Schwänze so eng wie möglich zusammen um dem Wasser zu entkommen. Die wasserliebenden Köpfe hingegen richten sich zum Wasser hin aus und bilden dadurch eine Kugel, eine sogenannte Sphäre, bei der die Köpfe die Außenseite bilden und die Schwänze im inneren zueinander zeigen. Stellt euch grob eine Pusteblume vor, bei der die kleinen Stengel die Schwänze sind und die weißen flusigen Enden die Köpfe. Durch diese Aktion brechen die Seifenmoleküle aktiv die Wasseroberfläche und treiben das Wasser tief in die Haut und den benetzten Stoff und entwickeln dabei den typischen seifigen Schaum.
Sobald die Seifenmoleküle dem Wasser geholfen haben seinen eigentlich Job zu erledigen werden sie so richtig aktiv. Die öl- und schmutzliebenden Schwänze die zuerst in der Sphäre geschützt waren kommen jetzt in Berührung mit Fett und Schmutz und docken sich an diesen wie Magnete an. Sobald die Schwänze soviel Schmutz und Fett angezogen haben wie sie können, drängen die wasserliebenden Köpfe sie wieder in die Sphäre zurück wo sie den Schmutz einschließen und diesen von der Haut fernhalten bis sie mit dem Wasser beim abspülen abtransportiert werden.
Zudem werden, durch den leicht basischen pH-Wert der aufgelösten Seife im Wasser, bei der Hautreinigung die Hautschüppchen leicht aufgestellt. Bereits abgestorbene Hautschüppchen werden dadurch sanft entfernt und abtransportiert. Durch dieses supersanfte Peeling, ohne scharfe Fruchtsäure und harte kratzige Peelingkörper, kann auf ein häufiges zusätzliches Peeling locker verzichtet werden. Die meisten von euch haben diesen „Effekt“ beim duschen schon bemerkt und sicher gedacht „Oh diese Seife trocknet meine Haut aus“ oder hatten das Gefühl das sich die Haut zusammenzieht. Und wenn ihr bislang nur Duschgel mit synthetischen Tensiden verwendet habt, war das bestimmt ein Grund für euch zu denken „Seife ist nichts für mich“. Ich lege euch aber wärmstens ans Herz einer guten Seife ca. zwei Wochen Umgewöhnungszeit zu geben, denn die Hautschüppchen legen sich nach 20-30 Minuten wieder und dann werdet ihr merken was für eine weiche und durchfeuchtete Haut die Seife hinterläßt. Im Gegensatz zu Tensiden bei denen sich die Haut beim duschen durch den glitschigen Schaum fälschlicherweise durchfeuchtet anfühlt, während sie darunter leider die Haut austrocknet, hinterläßt Seife beim abspülen keinen Schmierfilm auf der Haut.
Während die volle Reinigungskraft von Kernseife bei verschmutzten Stoffen notwendig ist, braucht man diese nicht bei der täglichen oder regelmäßigen Reinigung der Haut. Hier kann sie schnell zu viel des Guten tun und diese auf Dauer eher austrocknen. An dieser Stelle ist handgemachte und natürliche Seife im schonenden Kaltverfahren die beste Lösung. Durch ihren pflegenden „Superfat-Anteil" (siehe Blog Eintrag "Natural Soap 1. Teil") sind einige der ölanziehenden Schwänze schon durch die verwendeten und nicht verseiften pflanzlichen Öle und Buttern schon „belegt“. Zudem bringt die natürliche Seife auch wasseranziehendes (und in der Haut wasserspeicherndes) Glyzerin und sekundäre pflegende Pflanzenstoffe mit, die durch die Hilfe der im Wasser aufgelösten Seifenmoleküle besonders tief in die Haut transportiert werden können.
*Kleiner Selbsttest zum „reinigenden Effekt“ von Wasser:
Wart ihr schon einmal im Urlaub an einem küstennahen Ort wie z.B. in Irland? Durch das nahegelegne Meer und anderer Faktoren, haben diese sehr weiches Wasser. Ihr werdet bestimmt festgestellt haben, dass sich die Seife oder das Shampoo nach dem Duschen sehr schlecht bis gar nicht haben herauswaschen lassen. Dasselbe werdet ihr feststellen wenn ihr versucht eure eingeseiften Hände mit destilliertem Wasser abzuwaschen. Während Seife in weichem Wasser mehr und besser schäumt, sich aber schlecht ausspülen läßt, trocknet sehr hartes Wasser schnell die Haut aus und läßt die Haare zerzaust aussehen. Hier bei uns in Nürnberg ist das Wasser mit 14 °dH eher hart. Im bundesweiten Durchschnitt ist es mit 16 °dH sogar noch härter. In meiner ehemaligen Heimatstadt wird man sogar mit superweichem Wasser mit 5 °dH verwöhnt.
Welche Unterschiede bei Seifen habt ihr schon festgestellt? Was interessiert euch noch zu diesem Thema? Lasst es mich in einer Email wissen.
Ich hoffe ich habe die richtige Mischung aus Fakten und Info gefunden ohne euch zu langweilen. :)
Baba,
Marc-Simon